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Kahlschlag in Rumänien. © Environmental Investigation Agency
Kahlschlag in Rumänien. © Environmental Investigation Agency

Raubbau am Urwald Rumäniens

April 2014

Bereits im Dezember 2012 wies die Humboldt Universität Berlin mit der Auswertung von Satellitenbildern großflächige Abholzungen in Rumänien nach. [1] So schwindet der letzte große Urwald Europas und mit ihm der Lebensraum von Braunbären, Wölfen und Luchsen sowie die Artenvielfalt, die sie erhalten.

Rund ein Drittel der Fläche Rumäniens ist Wald (6,6 Millionen Hektar). [2] Oder war es. Jährlich kommen offiziell mehr als 17 Mio. Festmeter rumänisches Holz auf den Markt, der Schwarzmarkt wird auf mindestens 10% davon geschätzt, aber Umweltschutzorganisationen fürchten, dass eher 50% aller Einschläge illegal sind. Laut dem rumänischen Rechnungshof sind seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft 1989 ca. 400.000 Hektar (rund 6% der Waldfläche) illegal abgeholzt worden. [3, 4]


Ikea auf dem Holzweg


Das schwedische Möbelhaus möchte nun auch „nachhaltig“ werden. Für seine Produktionsstätten in Rumänien hat es im Sommer 2015 aus privater Hand 33.600 Hektar Wald erworben. Bevor die „nachhaltig“ genutzt werden (möglichst mit FSC-Siegel), wird natürlich erstmal der alte Bestand geschlagen.

Siehe auch The Guardian: ‘No evidence’ that EU’s illegal timber policy is working

map of the locations of IKEA forests in Romania. © IKEA Group
Landkarte der IKEA-Fabriken in Rumänien. © IKEA Group

Update März 2016

Besonders ab April 2014 erreichten diese Nachrichten die deutschsprachige Medienwelt. [5] Das handelsfreundliche Narrativ war, dass die Armut in der rumänischen Bevölkerung unzählige Privateigentümer (nach der Wende waren 70% der Waldflächen an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegangen) dazu brachte, ihre Bäume zu Geld zu machen, und das die (bösen) Käufer der illegalen Ware in China und Arabien sitzen.

Doch seit 2015 ist klar, dass es v.a. österreichische Firmen – allen voran die Firma Schweighöfer – sind, die für den Kahlschlag in Rumänien verantwortlich ist. Schweighöfers Manager für Rumänien ist stolz auf die eigene Dominanz: Im Land würden jährlich etwa 7 Mio. Kubikmeter Nadelholz geschlagen, „wenn wir volle Kapazität fahren, brauchen wir viereinhalb Millionen für uns.“ [3]

Der vom Forstministerium eingerichtete Wood-Tracker-Notruf soll dazu dienen, dass die Bevölkerung Hinweise auf illegale Aktivitäten geben kann. Aber er scheitert an Untätigkeit und Korruption. In den ersten sechs Monaten wiesen 7000 Anrufe tatsächlich auf 2000 illegale Fälle hin, aktiv wurden die Behörden nur in einem einzigen Fall. [3]

Gabriel Paun, der für die Umweltschutzorganisation Agent Green einen Lkw mit illegaler Holzladung bis zum Werktor von Schweighöfer verfolgte, wurde trotz Wood-Tracker-Notruf und anwesender Polizei von den Wächtern dort zu Boden geschlagen und mit Pfefferspray besprüht (hier das Video). [3]

Und die Kunden von Schweighöfer sind wir: Sie beliefern österreichische und deutsche Baumarkt- und Supermarktketten mit Holzpellets, Parkett und Laminatböden.
Vergl. The Guardian.com, 10 Feb 2016: “No evidence” that EU’s illegal timber policy is working

News von der eia (Environmental Investigation Agency) finden Sie hier.

 

Quellen
1 Humboldt University Berlin, News.
2 forstpraxis.de, „Raubbau in Rumäniens Wäldern“, 7 April 2014.
3 Klawitter, Nils, 2015. „Kahlschlag im Urwald“, Der Spiegel 19/2015, p. 80–82.
4 www.handelsblatt.com, 17 May 2015.
5 z.B. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126589949.html
6 Fülbeck, Tobias, 2015, „Ikea und Möbel Höffner: 5 Fakten, die Sie vor dem nächsten Einkauf kennen sollten“, The Huffington Post 30. April 2015
– www.sueddeutsche.de, 5. Aug. 2015
– www.manager-magazin.de, 5. Aug. 2015
– ZDF, Frontal21, Beitrag: Rumänische Urwälder – Kahlschlag in den Karpaten, Sendung vom 29. Okt. 2013

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