Epidemien vs. intaktem Regenwald
Okt 1998
Die Zerstörung des tropischen Regenwaldes wird oft begleitet von neuen, bis dahin unbekannten Seuchen. So wurden unbekannte Viruspartikel im Blut der Arbeiter entdeckt, die 1950 die Straße von Belém nach Brasília durch den Urwald schlugen. In der Folge erkrankten 11.000 Menschen mit hohem Fieber und Muskelschmerzen. Und die Konstruktion der Bahnstrecke von Lima nach La Oroya in Peru resultierte in einem Ausbruch des sog. „Oroya-Fiebers“. Auch die Herkunft des Aids-Virus wird im tropischen Urwald vermutet.
Aufgrund seiner hohen Artenvielfalt birgt der Regenwald auch ein unbekanntes Potential an Virenarten – das durch die ökologische Destabilisierung dieser Gebiete freigesetzt werden kann. In Lateinamerika z.B. hat die Ausrottung der Wildkatzen und die enorme Zunahme der Landwirtschaft zu einer massenhaften Vermehrung von Nagetieren geführt, und somit auch zu einer Zunahme des Machupo-Virus. Andere Seuchen wie das Rift Valley-Fieber sind auf die zunehmende Verbreitung großer Viehherden und die mit Waldrodungen oftmals einhergehenden Moskitoplagen zurückzuführen. „Ein Wirtswechsel, beispielsweise von einem Nager zum Menschen“, sagt der Virologe Kurt Roth vom Georg-Speyer-Haus, einem Aids-Forschungsinstitut in Frankfurt, „wird durch eine vorausgehende Massenvermehrung der Viren begünstigt.. Sie lässt die Chancen einer erfolgreichen Mutation wachsen.“
Quelle: GEO [German equivalent to National Geographic]