Chinas Grüne Mauer wächst
Jan 2010
Die Grüne Mauer Chinas ist das größte Aufforstungsprojekt der Menschheitsgeschichte. Bei der „Mauer“ handelt es sich um einen Waldgürtel von 4.500 km Länge, der die zunehmende Verwüstung ganzer Regionen aufhalten soll. Die durch Desertifikation bedrohten Gebiete entsprechen 28% der Fläche Chinas. Das betrifft auch die Lebensgrundlagen von etwa 100 Millionen Menschen. Riesige Sandstürme gehen weit über die Grenzen der Wüste Gobi im Norden Chinas hinaus. In Peking ist die Durchschnittstemperatur durch die Wüstenhitze bereits um einige Grad Celsius gestiegen. Auch Japan, Nordkorea und Südkorea leiden unter den Sandstürmen aus China.
Die Gründe der Desertifikation sind, wie in anderen Kontinenten auch, anthropogen (durch menschlichen Einfluss verursacht):
• zunehmende Landnutzung überfordert den Boden, dem sie Nährstoffe und Struktur entzieht;
• durch Überweidung und Abholzung nimmt der spärliche Pflanzenbewuchs ab, dadurch verliert der Boden an Festigkeit und wird der Erosion durch Wind und Regen ausgesetzt;
• die Industrialisierung hat seit der Gründung der Volksrepublik 1949 einen stetigen und steigenden Hunger nach Brennholz gezeitigt, der durch vermehrte Abholzung gedeckt wurde (bis 1978 war die Waldfläche Chinas von 8% auf 5% gefallen!);
• der steigende Wasserverbrauch von Industrie, Landwirtschaft und einer wachsenden Bevölkerung trägt ein übriges zur Verwüstung riesiger Gebiete bei.
Wälder gelten generell als die beste Möglichkeit, die Verwüstung ganzer Regionen aufzuhalten. Die Arbeit an Chinas Grüner Mauer begann 1978. Bisher wurden in dreizehn Provinzen Chinas Schutzwälder angelegt, die insgesamt eine Fläche von 220.000 Quadratkilometern bedecken. Das hat den Sandtransport der Stürme bereits um 200 Mio. Tonnen pro Jahr verringert. Doch ein erstes Schrumpfen des Flächenzuwachses der Wüsten konnte erst zwischen den Jahren 2000 und 2004 festgestellt werden. 2009 erreichte China durch die Wiederaufforstung einen Waldanteil von 18% der Fläche des Landes. Bis 2050 soll die Grüne Mauer ihren vollen Umfang von 350.000 Quadratkilometern erreicht haben.
Da Monokulturen starke Anfälligkeit gegen Schädlingsbefall und Krankheiten haben, werden vornehmlich Mischwälder angelegt. Aber auch Ackerflächen sind Teil der Grünen Mauer. Das chinesische Volk ist zur direktem Teilnahme verpflichtet: Gesetzlich muss jeder chinesische Bürger zwischen 11 und 60 Jahren pro Jahr drei bis fünf Bäume anpflanzen (oder ein Bußgeld zahlen).
Im Jahre 2003 begann China eine Strukturreform für Forstbetriebe. Nun können einzelne Bauern Waldgebiete pachten und ihre Rechte durch Urkunden sichern. Die Pächter sind jetzt als Eigentümer der Bäume eingetragen, die sie selbst angepflanzt haben. Unter gewissen Auflagen dürfen sie diese jungen Wälder bewirtschaften. Somit hat die Reform für die Bauern einen Anreiz geschaffen, in Baumpflanzungen zu investieren. [1]
Besonders erwähnenwert im Kampf gegen die Wüste ist die Gattung Tamarix. Die Tamariske wird auch Gardesoldat der Wüste genannt, weil sie gegen Sandstürme resistent ist und auch auf Salz- oder Kalkböden gedeiht. Bereits in den 1960er Jahren hat der Pflanzenforscher Prof. Liu Mingting diese Gattung erforscht, gezüchtet und auf 100.000 Hektar versandeten und versalzten Boden im Kreis Kashgar (Xinjiang) gepflanzt. Seither hat sich der Grund dort wieder in fruchtbaren Boden verwandelt, es werden Mais und Baumwolle angebaut und das Pro-Kopf-Einkommen ist um das Vierfache gestiegen. [2] (Vergl. baum-news Juni 2009: Amazonas-Entwaldung bringt keine Lebensverbesserung).
Quellen:
[1] Wikipedia: Chinas Grüne Mauer
[2] China.org: „Ein Tamarisken-Forscher“
Siehe auch Word Tree News:
Afrikas Grüne Mauer im Sahel