Riesiges Ölfeld in Kolumbien verschwindet nach Indio-Gebeten
1995 erwarb der US-Ölmulti Occidental Petroleum, kurz Oxy, die Schürfrechte für ein Ölfeld – eines der größten in Lateinamerika, so wird vermutet – an der Grenze des Stammesterritoriums der U‘wa im Nordosten Kolumbiens. Nahe dem Bohrloch begannen die Einheimischen, zu ihrem Gott Sira zu beten, mit der Bitte, das Öl tief in der Unterwelt vor dem weißen Mann zu verstecken. Und tatsächlich konnte kein Öl mehr gefunden werden. Die Firma hat seither etwa 100 Mio. Dollar investiert, uim bis zur Tiefe von 3600 Metern vorzustoßen, doch umsonst. Das Öl bleibt verschwunden und Oxy zieht nun endgültig ab.
Kann ein ganzes Ölfeld verschwinden? Für die U‘wa keine Frage. „Der König des Geldes ist nur eine Illusion“ sagen sie in einem Sendschreiben. Der Kapitalismus, der alles zerstöre, “hält uns für verrückt. Und das wollen wir auch bleiben, wenn wir dadurch nur weiter auf unserer lieben Mutter Erde leben können.”
In ihrer Kosmologie ist das Öl das „Blut der Erde“. Es ruht in der Tiefe, wo die Erdbeben herkommen, und hält alles Leben im Gleichgewicht.
Binnen weniger Jahrzehnte wurden die U‘wa durch vom Weißen eingeschleppte Krankheiten schwer dezimiert und zählen heute nur noch um die 5000 Köpfe. Von den Nachbarstämmen werden sie „die denkenden Leute“ genannt und ihre vornehme Aufgabe ist es, jeden morgen die Welt ins Dasein zu singen. Seit 1996 wurden die U‘wa von dem jungen kalifornischen Öko-Aktivisten Terry Freitas unterstützt, der jedoch drei Jahre später ermordet wurde. Doch da waren die U‘wa bereits zu globalen Ökohelden herangereift, die das Internet, Straßenblockaden sowie Gerichtsverhandlungen wirksam nutzten. Vor zwei Jahren peinigten sie den damaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, der von seinem Vater Oxy-Aktien geerbt hatte.
Nun hat die staatliche kolumbianische Ölfirma Ecopetrol angekündigt, selbst nach dem verschwundenen Öl zu suchen.
Quelle: Der Spiegel 21/2002
Siehe auch Word Tree News: Den Regenwald schützen: Das U‘Wa Defence Project