FRED HAGENEDERS PORTAL ZUR BEDEUTUNG DER BÄUME IN KULTUR UND BEWUSSTSEIN

Baum-Projekte für Herz und Seele

Aktion "Bäume des Friedens"

"Zu Beginn dieses Jahrhunderts, nach der Ersterscheinung meines Buches Der Geist der Bäume, begann ich die Aktion Trees of Peace (‚Bäume des Friedens‘) zu verkünden. Meine Recherche hatte gezeigt, wie wichtig Bäume in der Religionsgeschichte gewesen sind. Dass das für Naturreligionen gilt, ist ja allgemein bekannt, ebenso dass der Buddhismus den Baum der Erleuchtung verehrt, aber wie sehr auch die Gründerväter von Judentum, Christentum und Islam in ihrem religiösen Leben mit Bäumen zu tun hatten, wird generell überlesen in den heiligen Büchern.

Meine Idee war, gegenseitige Toleranz zu fördern, indem man auf die gemeinsame Herkunft aufmerksam macht. Wir kommen alle aus dem Garten Eden, und Abraham, der Ur-Vater der drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) empfing den Ruf Gottes im heiligen Hain von Mamre. Unter Bäumen also.

Praktisch sollte das so aussehen: Städte und örtliche Kommunen veranstalten eine Baumpflanzzeremonie, bei der jeweils sowohl ein örtlicher Rabbi als auch ein christlicher und ein islamischer Priester ihre traditionellen Segen über den Setzling sprechen. Kurze Reden über Ökologie und unsere Rolle auf der Erde würden das Programm abrunden. Zeit für Snacks, Getränke und Gespräche hinterher.

Allerdings war das Internet 2001 noch jung und die meisten Leute nur selten online. Nur wenige fanden zu meiner damaligen Website; ich erhielt kaum Reaktionen auf diese Idee. Dann kam 9/11 und das ganze Multi-Kulti-Thema wurde zu einem Minenfeld, zumindest hier in Großbritannien. Religiöses aller Art wurde plötzlich ebenfalls mehr suspekt denn je – in den Wochen nach 9/11 tourte ich durch Deutschland mit meinem "Baum des Lebens"-Vortrag und vielerorten sagte die Presse meine Interviews plötzlich ab, weil das Wort "Mythologie" in meiner Pressenotiz vorkam (!). Durch den "Krieg gegen den Terror" wurde im Nebeneffekt auch Religiöses und Philosophisches an den Rand gesellschaftlicher Akzeptanz gedrängt.
Ich zog mich aus der sozialen Arena zurück und forschte lieber weiter über Bäume.

Doch der Samen ging auf, auch ohne mich! Das Tree Council in London griff die Idee auf, veröffentlichte (mit meiner freudigen Genehmigung) Zitate aus Der Geist der Bäume auf ihrer Website und ermutigte lokale Initiativen, in dieser Richtung zu arbeiten. Inzwischen gibt es Organisationen wie das Luton Council of Faiths und den Greensand Trust sowie Projekte wie Faith Woodland Communities, die sogar von der britischen Forstbehörde (!) einen alten Waldbestand zur Verfügung gestellt bekommen haben, um einen religionsübergreifenden heiligen Hain einzurichten."

Fred Hageneder, Januar 2013

 

PS: Während mein Der Geist der Bäume einen geschichtlichen Überblick über Bäume in der Religionsgeschichte bietet, empfehle ich für die praktische Arbeit mit religiösen Gemeinden eher folgende Litaratur:
Jo Edwards, Martin Palmer: Holy Ground – The Guide to Faith and Ecology
Martin Palmer: Many Heavens, One Earth – Faith Commitments to Protect the Living Planet

 

Vereine zur Betonung der geistigen Bedeutung der Bäume

 

Freunde der Bäume e.V.

Im Mai 2002 gründeten Fred Hageneder und sein deutscher Verleger Andreas Lentz (Neue Erde, Saarbrücken) den Freunde der Bäume e.V. womit sie der Idee Ausdruck verliehen, dass man zum Schutz der Bäume beitragen könne, indem man die uralten und weltweit verbreiteten Bräuche von "heiligen Hainen" aufgreift, heiligen Plätzen also, die in einem spirituellen Kontext stehen ohne dabei einer religiösen Konfession anzugehören. (Bäume sind dafür ohnehin ideal, weil sie keine menschengeschaffene Architektur haben wie z.B. eine Kirche, eine Synagoge oder eine Moschee, die dadurch unweigerlich eine kulturellen Zugehörigkeit haben; Bäume sind "neutral".)

Kaum stand der deutsche Verein juristisch auf festen Füßen, übertrug Fred Hageneder das Konzept in seine Wahlheimat Großbritannien. Auf dem Gründungstreffen am 23. März 2003 wurden die Ziele und Richtlinien des englischen Vereins Friends of the Trees formuliert. Der provisorische Vorstand beantragte umgehend die Anerkennung der Gemeinnützigkeit bei der zuständigen Behörde, die "nur" acht Monate brauchte, ihre eigenen Formulare abzustempeln. Die britischen Friends of the Trees wurden zur offiziellen charity am 24. November 2003.

Der Neue Erde Verlag stiftete dem Freunde der Bäume e.V. ein Wiesengrundstück im Elsaß, wo alsbald Bäume gepflanzt wurden. Inspiriert vom Buch Der Geist der Bäume, wurden dort verschiedene kleine Haine angelegt: ein Hain der Heilung zur Würdigung der Heilkräfte unserer einheimischen Bäume, ein Hain der Religionen um daran zu erinnern, dass die Entwicklung der meisten Glaubensrichtungen unter heiligen Bäumen gegonnen hat, und ein Eibenkreis, die Ableger der ältesten Kircheneiben Englands sind.

 

Friends of the Trees

Der britische Verein hatte nicht so viel Glück. Der Enthusiasmus der Gruppe fand mittelfristig nicht genügend Spenden, und wurde behindert durch die britischen Behörden, d.h. durch die Charity Commission.
Hier ist Fred Hageneders Bericht zur Kündigung der Eintragung des Vereins 2011.

"Unser Verein existierte gut sieben Jahre – länger als 90 % aller neugegründeten Vereine in Großbritannien – und es war eine gute Zeit! Es fanden bereichernde Begegnungen statt und einige Bäume wurden gerettet. Nur der Paperkram mit der Behörde war lästig, und diese kostbare Zeit ist es letztendlich, die einem dann für die Bäume fehlt.

Unser Ziel war es, der Öffentlichkeit bewußter zu machen, daß es nichts seltsames oder gar schändliches ist, Liebe für die Natur zu empfinden oder Bäume hoch zu achten für ihre Fähigkeit, unsere Gesundheit zu verbessern, unseren inneren Frieden zu vertiefen und mitunter unser Bewußtsein zu erhöhen. Manche Leute und manche Medien mögen das immer noch als "heidnisch" denunzieren wollen, und dadurch wiederum werden ungemein viele Menschen nervös, wenn es um "Naturliebe" geht. Diese Art von Mobbing ist sehr stark in unserer Gesellschaft (vergl. Baum-News Sept. 2003). Wenige trauen sich, Dinge zu sagen, die von den Medien gern durch den Kakao gezogen werden.

In diesem Sinne waren die Friends of the Trees ein Versuch, mehr Freiheit zu bringen. Wir wußten von Anfang an, daß es in Britannien unzählige "heilige Haine" gibt, z.B. von Neo-Druiden. Aber sie sind erstens privat, ja fast Geheimsache, und zweitens sind sie meist mit einer Vereinigung assoziiert. Wir wollten mehr Menschen die Möglichkeit geben, einen Hain des Friedens oder einen Hain der Heilung zu erleben, ohne irgendeiner Gruppe oder einem Glauben beitreten zu müssen. Die Natur zu erleben, zu meditieren, bei Bedarf zu beten – in einem Wald, in dem die Bäume nur sich selbst gehören. Das ist es, was "heiliger Hain" für mich bedeutet: dass die Menschen einmal aufhören, alles für sich in Anspruch zu nehmen und lediglich nach seinem "Nutzwert" zu ihrem eigenen Vorteil zu beurteilen; dass wir Menschen andere Lebensformen einfach für das achten, was sie sind; dass wir unsere Selbstbezogenheit überwinden mit Dankbarkeit für das Leben, Freude, und einem Sinn für das Wunderbare.

Traurigerweise hat die britische Charity Commission keinen Sinn für Bewußtseinsentwicklung. Als wir 2003 unsere Gemeinnützigkeit beantragten, hatten wir unsere Ziele wie folgt formuliert:

(1) To advance the education of the public in the ecological importance of trees and their spiritual value and to encourage the planting, care and protection of trees.
(2) To promote the study and practice of arboriculture and forestry.

(1) Bildung der Öffentlichkeit über die ökologische Bedeutung der Bäume und ihres geistigen Wertes. Ermutigung zum Pflanzen, Versorgen und Schützen von Bäumen.
(2) Studium und Praxis der Baumpflege und Forstarbeit.

Sie machten uns wirklich Schwierigkeiten von wegen des "geistigen Wertes". Da sie uns nun scheinbar für "Heiden" hielten, verstanden sie (oder taten so als ob) "Bildung der Öffentlichkeit" als die "Verführung von Kindern" zu Sektentum und Fanatismus. Nur mit Hilfe unserer Kontakte zu Universitätsprofessoren konnten wir unseren Kopf aus dieser Schlinge ziehen. Aber was blieb, war die strikte Weigerung der Charity Commission, die Worte spiritual oder sacred in unseren Vereinsstatuten zu akzeptieren.

Das war eine Überraschung für uns, denn die "Föderung von Religion" ist einer der großen Programmpunkte der Charity Commission. Aber es zeigte sich, daß "Religion" für die britische Behörde ausschließlich monotheistische Religionen bedeutet, d.h. Christentum, Judentum und Islam. Ich weiß nicht, ob sich diese Willkür auch auf hinduistische und buddhistische Vereine erstreckt, aber es schließt mit Sicherheit Naturreligionen aus, seien sie nun aus dem schottischen oder dem peruanischen Hochland. Es ist eine unerwartete Diskriminierung im Zeitalter multikultureller Gesellschaften und sonst eher übermäßiger politscher Korrektheit.

Was sie uns schließlich gewährten war:

(1) To advance the education of the public in the ecological importance of trees and their spiritual value and to encourage the planting, care and protection of trees.

(1) Bildung der Öffentlichkeit über die ökologische Bedeutung der Bäume und ihres Wertes für die Öffentlichkeit. Ermutigung zum Pflanzen, Versorgen und Schützen von Bäumen.

Plötzlich waren wir erklärtermaßen dazu da, Joggern und Gassigehern dienlich zu sein. Da war er wieder, der Anthropozentrismus – genau die Sache, von der wir wegwollten!

Die Friends of the Trees lebten damit für sieben Jahre, aber solch eine verzerrte Identitätserklärung brachte uns niemals die Anzahl von Mitgliedern, die für das Überleben nötig gewesen wäre.

Aber ich klage die Charity Commission nicht an für ihre mittelalterliche Auffassung von Spiritualität. Eine gute Idee würde auch so Erfolg haben. Falls nicht, war das Timing eben falsch. Wir wollten etwas anbieten, wo wir eine "Versorgungslücke" sahen. Das Angebot wurde nicht besonders gut angenommen, also wandten wir uns anderen Dingen zu.

Der Impuls zur Auflösung – nicht der Friends of the Trees an sich, aber des gesetzlich anerkannten Status als gemeinnütziger Verein – kam 2011 durch zwei Ereignisse:

1) Die neue Regierung unter James Cameron verkündete im Oktober 2010, dass sie konkrete Pläne ausarbeiteten – man halte sich fest! – die öffentlichen Wälder Englands zu verkaufen. Private Unternehmen könnten dann nach Herzenslust Spielparks oder Golfplätze anlegen oder Industrieanlagen errichten. Selbst bei den sonst eher lethargischen Briten formierte sich schnell ein breiter Widerstand; insbesondere die Organisation 38 Degrees sammelte Zehntausende von Protestunterschriften. So sahen wir endlich, dass die Inselbewohner durchaus starke Gefühle für ihre Wälder haben, wenn auch vielleicht nur für deren "amenity value". Unsere Ideen hatten die Briten nie so stimulieren können wie die Drohungen der, laut Cameron, "grünsten Regierung, die Britannien je hatte".

2) Ebenfalls 2011 schloß ich die Arbeit an meinem Baumbuch für Kinder ab und stieß dabei auf die Kinderorganisation Plant-for-the-Planet. Das änderte viele meiner Ansichten! Ich entdeckte eine wachsende weltweite Bewegung von Kindern, die den Erwachsenen nicht länger zutrauen, den globalen Problemen wie der Klimakrise und der weltweiten Entwaldung effektiv zu begegnen. Sie nehmen die Sache in die eigenen Hände; während ihrer ersten vier Jahre pflanzten sie 3,8 Millionen Bäume! Was mich besonders bewegte, war und ist, dass sie durch ihre Taten ausdrücken, dass letztendlich ohnehin alle Bäume, ob jung oder alt, und wo immer sie auch stehen, praktisch heilig sind, weil sie nämlich LEBEN bedeuten. Bäume bedeuten ZUKUNFT für diese Kinder, für alle Kinder!

Plötzlich erschien mir das Konzept eines eingezäunten "heiligen Haines" überholt.
Der ganze Planet Erde ist heilig. Weg mit den Zäunen!

Die Friends of the Trees existieren weiterhin als ein Netzwerk baum-interessierter Menschen. Unregelmäßig versenden wir Emails (auf englisch), um Baumbewußtsein zu fördern und den Schutz von Wäldern zu unterstützen.

Falls Sie etwas von Ihrer Zeit oder eine Spende für Bäume einsetzen möchten, empfehle ich Plant-for-the-Planet und Rettet den Regenwald e.V.."

Fred Hageneder, April 2012

 

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